Spielt Brandis I in Zukunft in Huttwil?

  30.01.2018 Eishockey, Sport, Hasle bei Burgdorf, Vereine

Schon im Jahr 1939 wurde im Brünnli in Hasle bei Burgdorf Eishockey gespielt. Natürlich auf Natureis, denn die Kunsteisbahn wurde erst im Jahr 1982 in Betrieb genommen und erhielt 2005 mit der Überdachung das heutige Aussehen. Ebenso wechselhaft ist die Geschichte des EHC Brandis, der seit der Saison 1985/86 als Zweitliga-Spielgemeinschaft aus dem ebenfalls 1939 gegründeten SC Hasle und dem zehn Jahre jüngeren EHC Lützelflüh entstand. Der endgültige Zusammenschluss der beiden Vereine erfolgte erst im Jahr 1999 und der Aufstieg in die erste Liga im Jahr 2001.
Nachdem im letzten Herbst der EHC Brandis I das Cupspiel gegen den SC Bern in Huttwil ausgetragen hatte, entstanden Gerüchte, das Erfolgsteam der letzten Saison werde wohl bald in Huttwil eine neue Heimat finden. Dort wird im Campus Perspekiven nach einem sechsjährigen Unterbruch seit dem letzten Winter wieder Eis produziert. Zunehmend an Brisanz gewannen diese Diskussionen nach einem Artikel im Unter-Emmentaler vom 11. Januar 2018. Wie reagiert Dr. med. Walter Wüthrich, Verwaltungsratspräsident der Sportbetriebe Brünnli AG, auf den möglichen Wegzug der 1. Mannschaft des EHC Brandis?

Eishalle Brünnli wurde vom Arena Committee abgenommen
Für den VR-Präsidenten ist es legitim, dass sich der Eisverantwortliche der Campus Perspektiven in Schwarzenbach überlegt, wie die derzeit noch etwas magere Auslastung der Eisfläche gesteigert werden könnte. Er stört sich jedoch an gewissen Aussagen, die in Zusammenhang mit dem möglichen Wegzug von Brandis I aus Hasle gefallen sind. «Wenn ein Kunde nicht mehr zufrieden ist, hat er das Recht, sich neu zu orientieren. Natürlich kann unsere kleine, aber feine Halle nicht mit der Grossanlage in Huttwil verglichen werden. Immerhin wird sie seit der Inbetriebnahme vor 36 Jahren ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand geführt, aber dennoch kontinuierlich ausgebaut. Vor einem Jahr wurde die Halle vom Arena Committee der SIHF abgenommen. Wir haben die verlangten Ergänzungen der Glasbanden sowie weitere Anpassungen vorgenommen und aus eigenen Mitteln finanziert. Es kann also keine Rede davon sein, dass in baulicher Hinsicht die My-Sports-League-Bedingungen nicht erfüllt sind, denn das entsprechende Abnahmeprotokoll liegt vor», hält er fest.

Keine finanziellen Verluste für die Sportbetriebe Brünnli AG
Gemäss Walter Wüthrich würde eine Übersiedlung des My-League-Teams nach Huttwil möglicherweise einen Verlust der Vorbildfunktion für die Nachwuchssportler bedeuten, aber sicher keinen finanziellen Nachteil für die Sportbetriebe Brünnli AG mit sich bringen. So hat Brandis I in der vergangenen, sportlich erfolgreichen Saison bloss für ca. 44 000 Franken Eis gemietet. Ein Betrag, der mit Vermietungen an die vorhandenen Eisinteressenten laut Wüthrich problemlos kompensiert werden könnte. So hätten sich schon kurz nach ersten Umzugsgerüchten neben der Nachwuchsbewegung, die dringend mehr Eiszeiten benötigt, auch Vereine aus der Region gemeldet, die regelmässig Trainings- und Matcheis mieten möchten. «Der Aufwand für die My-Sports-Meis­terschaftsspiele ist von unserer Seite  recht hoch. Ob es von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus für uns ohne diese Spiele rentabler wäre, lasse ich offen. Ganz bestimmt würden wir nicht schlechter dastehen», erläutert Walter Wüthrich.

Allgemeinheit und Breitensport wird höher gewichtet
Was hat es mit dem angeblichen Angebot des EHC Brandis auf sich, verschiedene bauliche Massnahmen in der Eishalle in Hasle zu finanzieren? Dazu äussert sich der Brünnli-VR-Präsident folgendermassen: «Es stimmt, dass im vergangenen Juli eine VR-Delegation mit einer Delegation des EHC Brandis ein Gespräch führte. Der Verwaltungsrat war eher defensiv eingestellt, denn wir haben als Betreiber der Eishalle einen etwas anderen Blickwinkel. Wichtig ist uns vor allem die bauliche Seite, also die Kältetechnik oder die Feuchteprobleme, nicht etwa eine VIP-Loge. Wir dachten uns auch, dass wir der My Sports League einige Saisons Zeit lassen sollten, um zu prüfen, wie sie sich entwickeln würde. Die bisherigen Spiele waren noch nicht der grosse Publikumsmagnet. Bisher lag zudem betreffend der Übernahme baulicher Massnahmen noch kein konkretes Angebot seitens des EHC Brandis vor.»
Bezüglich der Nutzung der Eishalle bestehen ebenfalls unterschiedliche Auffassungen. «Ich plädiere für eine vielfältige Nutzung. Spitzen-Amateureishockey ist ein Element, doch schlussendlich haben wir auch eine nicht zu unterschätzende soziale Aufgabe für den Breitensport sowie die Allgemeinheit und besonders für die Jugend zu erfüllen. Wenn ich einen Schwerpunkt setzen müsste, wäre mir Letzteres sicher wichtiger als der ambitionierte Spitzen-Amateursport», sagt Walter Wüthrich.
Klar ist für den Verwaltungsratspräsidenten der Sportbetriebe Brünnli AG momentan eines: «Bis spätestens Ende Januar müssen wir wissen, wie es mit dem EHC Brandis weitergeht, damit wir unsere Eisplanung für die nächs­te Saison gemäss Terminplan abwickeln können. Wenn nicht, werden wir selbst aktiv werden und diesen Diskussionen ein Ende setzen.»


Ernst Marti


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