Jubiläum 150 Jahre Feldschützen Lyssach
11.10.2022 Aktuell, Kernenried, Lyssach, Sport, VereineDie Zahl 150 dominierte vergangenes Wochenende beim Schiessstand in Kernenried. Das Ziel war, dass mindestens 150 Schützinnen und Schützen am Freundschaftsschiessen und dem anschliessenden Festakt teilnehmen. (Es waren schlussendlich 185 Schützinnen und Schützen.) Exakt 150 Jahre ist es her, seit die Feldschützengesellschaft Lyssach gegründet wurde. Es war im Juni 1872, als die Feldschützen mit dem Begehren vor den Gemeinderat Lyssach traten, in der Gemeinde einen eigenen Schiessstand zu errichten.
Bis im Jahr 2000 wurde in Lyssach geschossen
Lange Zeit schossen die Feldschützen Lyssach in ihrem Schützenhaus und haben es unter tatkräftiger Mithilfe von Vereinsmitgliedern in den Jahren 1985 und 1986 sanft renoviert. Niemand hätte damit gerechnet, dass nur 14 Jahre später, im Jahr 2000, die letzte Schiesssaison auf dem Schiessplatz Lyssach stattfinden würde. Glücklicherweise können die Schützinnen und Schützen von Lyssach seit 2001 bei ihren Schützenkameraden in Zauggenried-Kernenried ihrem Hobby frönen. Bundesübungen, Freundschaftsschiessen und der Besuch von kantonalen und eidgenössischen Schützenfesten sind längst zur Tradition geworden. Im Schiesssport wird die Kameradschaft grossgeschrieben und man ist per Du. «Nicht ohne Grund lautet der Wahlspruch unserer Eidgenossenschaft: Einer für alle – alle für einen», erklärte der Präsident der Feldschützengesellschaft Lyssach, Stefan Krebs. Auch wenn sich in der Vergangenheit einige Schützenvereine aufgelöst haben und das Durchschnittsalter bei ungefähr 60 Jahren liegt, ist Stefan Krebs überzeugt, dass das Schiesswesen wieder stabiler dasteht als auch schon. In seinen Augen sind die zwei grössten Gegner des Schiesssports die Waffengesetze der EU und die teilweise Uneinigkeit unter den Schützen. Sei dies zwischen Jägern und anderen Schiesssportbetreibenden oder gar unter einzelnen Schützengesellschaften. «Nicht nur der Krieg in der Ukraine zeigt auf, wie wichtig die Nationaltugend der Schiesskunst ist», betonte er in seiner Festansprache am Freitagabend.
Festgäste aus Gemeinden, Behörden und Vereinen
Der Gemeinderat von Lyssach, vertreten durch Hanspeter Wegmüller und Marco Bossard, gratulierte den Feldschützen in einer Ansprache zu ihrem Jubiläum und bedankte sich bei allen, die das Vereinsleben aktiv unterstützen. Der Vizepräsident des Berner Schiesssportverbandes (BSSV), René Weber, richtete ebenfalls ein paar Worte an die Festgäste und überreichte Stefan Krebs die Ehrenmedaille des BSSV. Eine weitere Festrede hielt Ständerat Werner Salzmann als Ehrenpräsident des Berner Schiesssportverbandes. Als aktiver Schütze liess er es sich nicht nehmen, persönlich am Freundschaftsschiessen zum 150-Jahr-Jubiläum teilzunehmen. Er wies darauf hin, wie wichtig der Grenzschutz und damit verbunden auch das Schiesswesen für die Schweiz sind. Für die Schützenvereine war das Ende der Armee 61, also die Reduktion von über 600 000 aktiven Schützinnen und Schützen auf einen Bestand von lediglich 140 000, sehr einschneidend. Ebenfalls hinterliess der Abgang zahlreicher wehrpflichtiger Männer zum Zivildienst seine Spuren. Nach wie vor lautet der Leistungsauftrag im Schützenwesen, dass obligatorische Übungen und Jungschützenkurse durchgeführt werden müssen. Mit einem Augenzwinkern fügte Werner Salzmann an, dass es im Ausland in den 1990er-Jahren hiess: «Die Schweiz hat keine Armee – die Schweiz ist eine Armee.»
Schiessen ist ein Leistungssport
Doch die Zeiten, in welchen das Schiessen einen hauptsächlich militärischen Hintergrund hatte, sind lange vorbei. Die Uniform ist längst funktioneller Schiessbekleidung gewichen und die Waffe hat sich zum Sportgerät entwickelt. Rund 130 000 Schützinnen und Schützen nehmen jährlich am Eidgenössischen Feldschiessen – dem schweizweit grössten Schützenfest –teil. Eigentlich ist Schiessen ein Leistungssport. Um vorne mit dabei zu sein, braucht es viel Training und eine gute Konzentrationsfähigkeit. Drei Faktoren sind beim Schiesssport besonders wichtig: ein scharfes Auge, eine ruhige Hand und eine gute Haltung.
Ab 15 Jahren kann man sich für einen Jungschützenkurs anmelden. In diesem Kurs wird der Umgang mit dem Sturmgewehr 90 der Schweizer Armee geübt. Geschossen wird auf 300 Meter Distanz.
Nach dem Festakt folgte das gemütliche Beisammensein, das mit einem traditionellen Nachtessen startete. Musikalisch umrahmt wurde der Freitagabend durch das Schwyzerörgeliquartett «Hasepfäffer» unter der Leitung von Dorothee Jutzi. Noch bis spät in die Nacht verweilten die Schützinnen und Schützen im Festzelt neben dem Schiessstand in Kernenried. Wer an dieser Feier dabei war, hat kaum Angst um die Zukunft des Schützenwesens.
Petra Schmid
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