Der Neubau auf dem Papieri-Areal ist bewilligt
28.02.2023 Aktuell, Wiler, Foto, GesellschaftVergangene Woche teilte das Regierungsstatthalteramt des Verwaltungskreises Emmental in einer Medienmitteilung mit, dass es dem geplanten Neubau des Distributions- und Service-Centers der Digitec Galaxus AG sowie dem Neubau des regionalen Paketverteilzentrums (RPZ) der Post Immobilien AG auf dem Papieri-Areal, dem Standort der ehemaligen Papierfabrik in Utzenstorf, die Baubewilligung erteilt.
Umstrittenes Projekt
Das Baugesuch der Digitec Galaxus AG wurde im November 2020 eingereicht. Projektänderungen folgten im Februar und Juli 2021. Das Baugesuch der Post Immobilien AG wurde im August 2021 und die Projektänderung im Mai 2022 eingereicht. Das Projekt war von Anfang an umstritten. Die Gemeinden Gerlafingen und Wiler bei Utzenstorf beispielsweise befürchten seit Bekanntgabe ein vermehrtes Verkehrsaufkommen, welches vor allem sie betreffen werde. Die Rede ist von geschätzten 300 Lastwagen und 680 Personenwagen mehr pro Tag, welche der Neubau auf dem Papieri-Areal verursachen soll. Gegen die publizierten Baugesuche gingen diverse Einsprachen, Rechtsverwahrungen und Lastenausgleichsbegehren ein. Die von der Digitec Galaxus AG und der Post Immobilien AG gestellten Anträge auf Durchführung eines prioritären Verfahrens wurden mit Regierungsratsbeschlüssen vom 13. Januar und 18. August 2021 gutgeheissen. In beiden Verfahren wurden bei rund 20 Amts- und Fachstellen Bewilligungen und Berichte eingeholt. Das Regierungsstatthalteramt gab nun also für den Neubau, dessen Inbetriebnahme einst auf das Jahr 2023 hätte erfolgen sollen, grünes Licht.
Geteilte Meinungen
Christoph Jutzi, Gemeinde- und Gemeinderatspräsident von Wiler bei Utzenstorf, zeigt sich auf Anfrage wenig begeistert vom Entscheid. Unter dem vermehrten Verkehrsaufkommen werden primär Wiler wie auch die solothurnische Nachbargemeinde Gerlafingen leiden. «Meines Erachtens ist es generell der falsche Ansatz, ein solches Distributions- und Paketverteilzentrum in einem Wohngebiet zwischen zwei Dörfern zu bauen», hält Christoph Jutzi fest. Besser wäre es, wie aus Sicht vieler Gegner des Projekts, einen solchen Neubau in unmittelbarer Nähe zu einer Autobahn anzusiedeln. Dass das vermehrte Verkehrsaufkommen gleichmässig auf die Dörfer Kirchberg, Wiler und Gerlafingen verteilt werden soll und die Überprüfung dieser Massnahme, beispielsweise mittels Kameras, betrachtet Christoph Jutzi skeptisch: «Ich halte eine solche Überprüfung letztlich für nicht kontrollierbar und daher auch nicht für umsetzbar.» Man prüfe nun gemeinsam mit der Gemeinde Gerlafingen die möglichen Massnahmen. Er gehe aber stark davon aus, dass man den Entscheid an die nächsthöhere Instanz ziehen werde, so Christoph Jutzi.
Anders sieht die Stimmung bei Beat Singer, Gemeinderatspräsident von Utzenstorf, aus. Er befürwortet den geplanten Neubau auf dem Areal in unmittelbarer Nähe zur Emme, welcher Emmepark genannt wird. In erster Linie sei es wichtig, dass nun ein Entscheid feststehe, «unabhängig davon, ob man das Projekt befürwortet oder ablehnt», hält Beat Singer fest. Eine teils geforderte Begrünung des Papieri-Areals hält er für wenig realistisch, er zeigt aber Verständnis für die Gegnerschaft: «Ich verstehe dies, ein grösseres Verkehrsaufkommen sorgt nie für Freude. Ich finde es jedoch wichtig, die Bedeutung des Projekts zu betonen. Es ermöglicht die Schaffung von rund 500 Arbeitsplätzen. Von dieser kann letztlich über Utzenstorf hinaus profitiert werden.» Die gleichmässige Verteilung des Verkehrs generiere zudem auch für Utzenstorf mehr Verkehr. «Ich sehe dies aber als Ausdruck von Solidarität», so Beat Singer.
Trotz Meinungsverschiedenheiten funktionieren die Kommunikation und der Austausch zwischen Gegnern und Befürwortern. Dass die Baubewilligung wahrscheinlich vor die nächste Instanz gezogen wird, sei von Anfang an klar kommuniziert worden, hält Beat Singer weiter fest. 30 Tage ab der Publikation am 23. Februar 2023 bleibt für Einsprachen gegen die Baubewilligung Zeit.
Joel Sollberger