Darstellerische Meisterleistung in der "Tür von nebenan"

  07.03.2023 Aktuell, Fraubrunnen, Foto, Region, Kultur, Gesellschaft

Zwei Wohnungstüren mit Klingel­knopf und beschriftetem Schild sind zu sehen, in der Mitte ein Aufzug. Durch die Türe links geht es zu seinem Appartement – karg eingerichtet, im Gestell der Stapel mit gelesenen Zeitungen, die Stereoanlage im Hintergrund lässt sich erahnen. Sie wohnt im Appartement rechts – Sitzgelegenheiten mit Kissen, ein Büchergestell mit Pflanze und Büchern. Dass die beiden auf dem gleichen Stock wohnen, ist wohl die einzige Gemeinsamkeit der beiden Protagonisten. Dies wird bei jeder Begegnung der beiden klar – sobald einer von beiden den Mund öffnet, beginnt die nächste Streitigkeit oder mindes­tens eine heftige Diskussion.
Doch, eine weitere Gemeinsamkeit haben sie und er noch: beide sind auf der Suche nach der grossen Liebe – einfach bitte alles andere als der/die unmögliche Nachbar/in … Übers Internet finden beide potenzielle Partner, die über 70, 80, sogar 90 Prozent Profil-Übereinstimmung aufweisen. Perfekte Voraussetzungen für eine eventuelle Partnerschaft.

Starke Dialoge, bei denen einem das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt
Mit «Die Tür nebenan» von Fabrice Roger-Lacan hat das Theater Schlosskeller Fraubrunnen wiederum ein ganz starkes Stück ausgewählt, das das Publikum mit schnellen, pointierten Dialogen und Situationskomik immer wieder zum Lachen anregt. Ein Stück aber auch, bei dem einem das Lachen manchmal durchaus im Halse stecken bleibt ...

Spielerisches Dream-Team
Marlise Oberli-Schoch hat eine sehr stimmige, die Feinheiten der französischen Originalsprache bewahrende berndeutsche Übersetzung geschaffen. Dadurch, dass Regisseur Rolf Schoch klugerweise auch den Handlungsort irgendwo in Frankreich belässt, bleibt der Text in sich kongruent. Und dieses Theater lebt vom Text und den beiden Darstellenden. Rebekka Rohrbach und Simon Heiniger überzeugten an der Premiere vom ersten Augenblick bis zum Ende der Aufführung mit riesiger Bühnenpräsenz und einer absolut genialen darstellerischen Leistung: Rebekka Rohrbach als beruflich erfolgreiche Psychologin, die auch in der Freizeit nicht von ihrem psychologisierenden Verhalten loskommt; Simon Heiniger als Produktmanager, der die 7. Symphonie von Anton Bruckner beinahe als Werbemusik für die Lancierung eines neuen Joghurts vorgeschlagen hätte.

Rundum gelungene Inszenierung
Zum Erfolg des Stücks trug auch das karge, fast holzschnittartig wirkende Bühnenbild bei: Einerseits brachte es schön die Unpersönlichkeit von Vorstadt-Hochhäusern zur Geltung und andererseits betonte die unaufdringliche Einfachheit die Wichtigkeit von Text und Spiel. Schliesslich sind auch die bis ins Detail durchdachten, zu den beiden Figuren, zu Szenen und Bühnenbild passenden Kostüme von Eveline Rinaldi zu nennen, die diese absolut gelungene Inszenierung abrundeten.
Dass das Publikum des bis praktisch auf den letzten Platz besetzten Schlosskellers Fraubrunnen am Ende des Stücks mit einem begeisterten, lang anhaltenden Applaus Danke sagte, spricht für sich.
Übrigens sind wegen grosser Nachfrage mittlerweile bereits zwei Zusatzaufführungen freigegeben.

Andrea Flückiger


Weitere Informationen unter www.schlosskeller­fraubrunnen.ch.

 


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