WiLDHECKENKiND Ranger macht Schule
28.03.2023 Aefligen, Kernenried, Kaltacker, Biembach, Büren zum Hof, Heimiswil, Ersigen, Bätterkinden, Grafenried, Hindelbank, Bäriswil, Höchstetten, Hellsau, Alchenstorf, Alchenflüh, Affoltern i.E., Jegenstorf, Lützelflüh, Fraubrunnen, Koppigen, Krauchthal, Kirchberg, Foto, Hasle bei Burgdorf, Kultur, Jugend, Hettiswil, Gesellschaft, Bildung / Schule, AktuellDer gelernte Gartenbauer Tobias Wegmüller aus Ersigen befindet sich zurzeit in der Ausbildung zum diplomierten Ranger BZWL (Bildungszentrum Wald Lyss). Mit seiner Diplomarbeit «WiLDHECKENKiND Ranger macht Schule» trifft er den Nerv der Zeit und in seinem Heimatdorf Ersigen auf erste Unterstützer.
Was ist «WiLDHECKENKiND Ranger macht Schule»?
Am Bildungszentrum Wald in Lyss absolviert Tobias Wegmüller derzeit seine Ausbildung zum Ranger. Im Sommer wird er diese abschliessen. Die ungenügende und vor allem bedenklich zunehmende Vernachlässigung einer ausgewogenen Biodiversität war nur einer der Beweggründe für sein Vorhaben. Zudem bereitet Wegmüller die Zusammenarbeit mit Schulkindern grosse Freude und er erachtet diese als wichtig und sehr sinnvoll. Für seine Projekte und seine Diplomarbeit spannt der Ersiger deshalb mit Schulen und Schulklassen zusammen. Nach Abklärungen mit Schulleiterin Cinzia Thommen konnte er die Schule Ersigen für sein Vorhaben gewinnen. Ein zweiter und ebenso wichtiger Faktor ist es, Landwirtinnen und Landwirte zu finden, welche ein Stück Brachland zur Verfügung stellen und dort für mehr Biodiversität eine Wildhecke pflanzen möchten. Die Ländereien und weiten Flächen im Berner Mittelland bieten sich geradezu an, dieses Naturprojekt umzusetzen. Seit Langem begleitet Wegmüller sein Leitsatz: «Wo keine Blume blüht, wird sich auch kein Insekt wohlfühlen, und wo keine Sträucher oder Bäume sind, wird sich auch kein Vogel niederlassen.» Als Bindeglied zwischen Landbesitzenden und Schulen setzt er in einem gemeinsamen Projekt die Feldarbeiten um. Die Kosten für Maschinenstunden und Baumaterialien, Pflanzware, Lesesteine, Vogelhäuschen etc. gehen zulasten der Landbesitzerin oder des Landbesitzers. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Transport der Schulklassen werden schulseitig geleistet. Die Rangerkosten werden von beiden Parteien zu gleichen Teilen getragen und die einzelnen Punkte werden vertraglich geregelt. «Das Projekt ist für alle Beteiligten ein Gewinn», prophezeit der angehende Ranger aus dem Emmental. «Zum einen profitieren die Kinder von der Umweltbildung meinerseits und dem spannenden Erlebnis in der Natur. Zum anderen erhält der Landbesitzer mit relativ geringem Aufwand eine subventionsberechtigte Wildhecke.»
Von diesem Projekt profitieren alle
Auf dem Land zwischen Hofacherweg und Käsereiweg des Ersiger Landwirts Hans Schnyder konnte am 9. und 23. März 2023 mit den beiden Ersiger Schulklassen das Projekt nach der Planung auch umgesetzt werden. Auf der zur Verfügung gestellten Landfläche von 210 mal 10 Metern machten sich die Fünft- und Sechstklässler A und B der Schule Ersigen mit ihren Lehrerinnen Marlis Rhouma und Marina Schild ans Werk.
Zu sehen, wie sich die Kinder in ihrem Klassenraum in einem theoretischen Teil durch den angehenden Ranger auf die Biodiversität einstimmen liessen und sich danach voller Tatendrang und mit Begeisterung in die Arbeiten im Feld und in der Natur stürzten, ist jede Investition in das Wildheckenprojekt wert. Unter Anleitung von Tobias Wegmüller pflanzten die Schülerinnen und Schüler in drei Reihen Heckenpflanzen wie Haselnuss, Wolliger Schneeball, Salweide, Schwarzdorn, Pfaffenhütchen, Hundsrose, Bibernellrose, Kornelkirsche, Gemeiner Schneeball, Kreuzdorn, Geissblatt, Alpenjohannisbeere und Korbweide. Die Pflanzen stammen von der Emme-Forstbaumschulen AG in Wiler bei Utzenstorf, der Produzentin für einheimische Nadel-,
Laub- und Wildgehölze. Weitere Strukturelemente wie Ast- oder Steinhaufen ergänzen eine ideale Wildhecke als Lebensraum für Insekten, Vögel, Amphibien und andere
Tiere.
An einem weiteren Posten setzten die Schülerinnen und Schüler in einem wettergeschützten Unterstand Nistkästen der Vogelwarte Sempach zusammen und imprägnierten diese mit natürlichem Leinöl. Gar eine Wildhecken-Olympiade gehörte zu Wegmüllers Programm. Diese bestand aus Stockwurf über Kopf, «Steinmanndli» bauen, dem Heckengolf und dem Wildhecken-Quiz, das die Kenntnisse der Teilnehmenden über Wildhecken auf die Probe stellte.
Das Fazit von Tobias Wegmüller: «Ich bin mir sicher, in ein paar Jahren werden hier Erwachsene vorbeispazieren und sagen: ‹An dieser Hecke habe ich in meiner Schulzeit mitgebaut.› So gesehen wurde das Ziel komplett erreicht – für die Kinder, die Schulen, die Landwirtinnen und Landwirte und ganz bestimmt für die Biodiversität einer intakten Natur.»
Ranger Tobias Wegmüller ist sehr gerne für weitere «Taten» bereit. Interessierte dürfen sich unverbindlich melden. Das lohnende Ergebnis ist nötiger denn je.
Paul Hulliger
Kontakt: Tobias Wegmüller, E-Mail: tobias.wegmueller@gmx.ch