Das Fest wird ein Anlass für die ganze Region
25.04.2023 Aktuell, Schwingen, Sport, Foto, GesellschaftAm diesjährigen Pfingstwochenende steht die Gemeinde Kirchberg als Austragungsort des Oberaargauischen Schwingfests (OSF) ganz im Zeichen des Schwingsports. Der Startschuss erfolgt am Freitag, 26. Mai 2023, um 16.00 Uhr mit der Eröffnung der Festwirtschaft. Der Gabentempel ist ab 17.00 Uhr zugänglich und der offizielle Festakt beginnt um 18.00 Uhr. Am Samstag, 27. Mai 2023, darf sich das Publikum auf spektakuläre Duelle im Sägemehl freuen. Zahlreiche hochkarätige Spitzenschwinger aus dem Kanton Bern, aber auch prominente Gäste wie Schwingerkönig Joel Wicki, kämpfen um den Festsieg, die begehrten Kränze und die Gunst der Zuschauer/innen. Der Steinstosswettkampf wird sicherlich ebenfalls viel Beachtung finden. Am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, feiert der Schwingklub Kirchberg mit geladenen Gästen sein 100-jähriges Bestehen. Der Nachwuchsschwingertag am Pfingstmontag, 29. Mai 2023, bietet zukünftigen «Bösen» die Gelegenheit, ins Rampenlicht zu treten und in der Arena ihre Kräfte miteinander zu vergleichen. Selbstverständlich ist an den Festtagen auch für ein attraktives Rahmenprogramm gesorgt, das beste Stimmung garantiert – unter anderem mit den Lokalmatadoren VolXRoX sowie den Bands Wildc und Squaw.
Das Festgelände mit zahlreichen Verpflegungsmöglichkeiten befindet sich im Perimeter Saalbau / Sporthalle Grossmatt. Die Arena mit fünf Schwingplätzen und vier Haupttribünen wird auf demselben Gelände errichtet, auf dem 1987 bereits das Bernisch-Kantonale Schwingfest ausgetragen wurde. Sie bietet Platz für rund 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Für Unterhaltung sorgen das Schützenchörli Kirchberg und das Alphornquartett Oberaargau.
Der Trägerverein OSF 2023 zeichnet für die Durchführung des Festes verantwortlich. Er besteht aus folgenden sechs Kirchberger Vereinen: Fussballclub, Leichtathletikclub, Hornussergesellschaft, Schützenchörli, Turnverein und Schwingklub. Das OK verfügt über ein Budget von rund einer Million Franken.
Interview mit Rolf Gasser, OK-Präsident
Die Zeitung «D’REGION» traf sich mit OK-Präsident Rolf Gasser, Leiter der Geschäftsstelle des Eidgenössischen Schwingerverbands, zum Gespräch und unterhielt sich mit ihm über den bevorstehenden Grossanlass.
«D’REGION»: Das Festwochenende über Pfingsten rückt mit grossen Schritten näher. Welche Ziele verfolgt das OK und welche Aufgaben gilt es noch zu bewältigen?
Rolf Gasser: Wir sind auf Kurs. Das 22-köpfige Organisationskomitee hat sich im Verlauf der letzten Monate zu einer eingeschworenen Einheit entwickelt. Alle wissen, worauf es ankommt, und ziehen am gleichen Strick. Unser Ziel ist es für die Schwingergemeinschaft und die gesamte Region, gemeinsam einen tollen und unvergesslichen Anlass auf die Beine zu stellen. Im Zentrum steht natürlich der Schwingsport – zugleich soll der Anlass aber auch Platz für Begegnungen bieten und zu einem Volksfest avancieren.
Gegenwärtig sind wir noch auf der Suche nach Helferinnen und Helfern – dies stellt eine grosse Herausforderung dar. Insgesamt sind rund 9000 Helferstunden eingeplant. Ohne ehrenamtliches Engagement lässt sich ein Anlass dieser Grössenordnung unmöglich durchführen. Der Aufbau der Infrastruktur beginnt am 15. Mai 2023 und wird knapp zwei Wochen in Anspruch nehmen. Dabei werden wir von der Zivilschutzorganisation Region Kirchbergplus tatkräftig unterstützt.
«D’REGION»: Das OK des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) 2022 in Pratteln konnte letztlich nur dank Beiträgen von Privatpersonen ein Defizit von 3,8 Millionen Franken abwenden. Haben die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen sich der grösste Schweizer Sportanlass konfrontiert sah, auch die Herangehensweise des OK des Oberaargauischen Schwingfests beeinflusst?
Rolf Gasser: Auch bei kleineren Schwingfesten stellt der Budgetprozess stets eine grosse Herausforderung dar, der mit grösstem Respekt und viel Behutsamkeit angegangen werden muss. Die Kosten müssen immer wieder von Neuem sorgfältig kontrolliert und überprüft werden. Alles, was für die Durchführung des Festes nicht zwingend ist, schlossen wir bei der Planung praktisch von vornherein aus. Für luxuriöse Luftschlösser hat es keinen Platz – zumal die Infrastrukturkosten, unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs, massiv gestiegen sind.
Auf der Einnahmenseite bilden Sponsoring, Ticketverkauf sowie die Festwirtschaft die wichtigsten Posten. Entscheidend ist es, aus diesen Bereichen das Optimum herauszuholen. Beim Sponsoring konnten wir sieben Gold-Sponsoren gewinnen und befinden uns auf einem guten Weg. Die Tickets für die Arena sind ebenfalls praktisch ausverkauft – nur wenige sind noch erhältlich. Bei der Organisation der Festwirtschaft werden wir von einem Profi begleitet. Unser Ziel ist es, mit einer schwarzen Null ins Festwochenende zu starten. Der Budgetprozess bereitet mir also keine schlaflosen Nächte.
Es ist aber unabdingbar, aus den Schwierigkeiten des ESAF 2022 in Pratteln, die ich in meiner Funktion als Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbands miterlebte, Lehren zu ziehen – sowohl seitens des Verbands als auch seitens der Organisatoren. Die Kosten müssen stets im Auge behalten werden. Jeder nicht ausgegebene Franken ist ein verdienter Franken. Schwingfeste sind keine Selbstläufer, die automatisch ein positives Ergebnis erwirtschaften.
«D’REGION»: Was können Sie uns über das Teilnehmerfeld am Oberaargauischen Schwingfest verraten?
Rolf Gasser: Praktisch die gesamte bernische Schwingerelite wird vor Ort sein. Sehr gespannt bin ich auf den Auftritt von Joel Wicki, der aufgrund der langjährigen Beziehungen des Schwingklubs Kirchberg zum Schwingerverband Entlebuch ebenfalls antritt. Mit Adrian Odermatt vom Schwingclub Binningen gibt sich ein weiterer formstarker Gastschwinger die Ehre. Er belegte am «Eidgenössischen» 2022 den dritten Platz. Viel Unterstützung vom Publikum wird sicherlich Lokalmatador Remo Käser erhalten.
«D’REGION»: Der Schwingklub Kirchberg feiert im Rahmen des Oberaargauischen Schwingfests seinen 100. Geburtstag. Welche Bedeutung hat der Verein für den Schwingsport?
Rolf Gasser: Der Schwingklub Kirchberg kann auf eine äusserst erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Aus seinen Reihen sind zahlreiche eidgenössische Kranzschwinger hervorgegangen. Zu den grössten Triumphen der Vereinsgeschichte gehören sicherlich die Festsiege der «Könige» Adrian Käser und Matthias Sempach am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Stans im Jahr 1989 sowie in Burgdorf im Jahr 2013. Dazu gesellen sich auf nationaler Ebene weiter die Siege von Niklaus Gasser und Matthias Sempach an den Kilchberger Schwinget 1996 und 2014 sowie die drei Titelgewinne am Unspunnenfest in den Jahren 1955, 1968 und 1987, erkämpft von Hansueli Gasser, Peter Gasser sowie Niklaus Gasser. Im Jahr 2012 avancierte zudem Remo Käser zum Sieger des Eidgenössischen Nachwuchsschwingertags.
Der Schwingklub Kirchberg wurde 1923 von Landwirten und Unternehmern aus der Region ins Leben gerufen. Er zeichnet sich durch seine Innovationsbereitschaft und Weitsichtigkeit sowie seinen Pioniergeist aus. Im Jahr 1998 schloss der Klub mit den heutigen Lenk Bergbahnen einen Sponsoringvertrag ab – das war damals, auch auf eidgenössischer Ebene, ein absolutes Novum.
Weiter ist der Schwingklub Kirchberg in der Gemeinde und Region sehr gut verankert. Das zeigt sich auch daran, dass der hiesige Gemeindeverband den Umbau der Schwinghalle vor einigen Jahren finanzierte. Die Trainingsmöglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen, sind ausgezeichnet.
Offenheit, Zusammenhalt, Kameradschaft, aber auch eine gesunde Rivalität auf freundschaftlicher Basis bilden sicherlich die Grundlagen für die grossen Erfolge des Schwingklubs Kirchberg. Man stachelt sich immer wieder gegenseitig an und hilft einander.
«D’REGION»: Welche Bedeutung hat der Nachwuchsschwingertag für Sie?
Rolf Gasser: Ohne Jugend keine Zukunft, lautet eine alte Weisheit. Es ist mir deshalb ein grosses Anliegen, dass die Jungschwinger in der gleichen Arena antreten dürfen wie ihre Vorbilder. Wir rechnen mit rund 300 teilnehmenden Knaben und Jugendlichen aus dem ganzen Kanton Bern. Die Jungschwingerbewegung soll mit dem Anlass gestärkt werden. Wir hoffen natürlich, dass davon auch der Schwingklub Kirchberg profitiert. Dieser verfügt momentan glücklicherweise über genügend Nachwuchs. Rund 40 Jungschwinger trainieren in Kirchberg.
Im Eidgenössischen Schwingerverband sind rund 3000 Aktivschwinger und 3000 Jungschwinger organisiert. Diese Zahlen waren in den letzten Jahren – auch während der Corona-Zeit – relativ stabil. Bei der Anzahl Jungschwinger strebt der Verband bis 2024 eine Zunahme von zehn Prozent an. Die Nachwuchsförderung bleibt also ein Dauerthema.
Markus Hofer