Der Lehrpersonenmangel ist noch immer ein Thema

  18.07.2023 Aktuell, Jegenstorf, Kirchberg, Burgdorf, Gesellschaft, Bildung / Schule

Der Lehrpersonenmangel beschäftigt die Schulen nach wie vor. Die offenen Stellen und Pensen zu besetzen stellt für die Schulleitungen noch immer eine grosse Herausforderung dar. Im Kanton Bern ist die Rede von etwa 160 Lehrkräften, die fehlen. Ein Blick auf drei Schulen aus der Region.

Herausforderungen für Burgdorf
Die Stadt Burgdorf machte in einer Medienmitteilung auf die Herausforderungen für das Schulwesen der Zähringerstadt aufmerksam. Dem knappen Schulraum konnte mit der Erteilung der Baubewilligung für einen provisorischen Schulcontainer im Gsteighof fürs Erste entgegengewirkt werden.
Die Volksschule Burgdorf leidet zudem unter dem Mangel an Fachkräften; verschärft wird dieser durch verschiedenste Zuzüge in Folge reger Bautätigkeit in der Stadt sowie durch die Integration der ukrainischen Willkommensklassen. 71 ukrainische Kinder werden im kommenden Schuljahr 2023 / 2024 in die Regelklassen integriert. «Das alleine sind etwa vier Schulklassen, die somit die Beschäftigung von mindestens acht Lehrpersonen erfordern», meint Katrin Kurtogullari-Rentsch, Leiterin der Volksschule Burgdorf. Eine grosse Erleichterung stellt für sie die Tatsache dar, dass in der letzten Schulwoche die letzte offene Stelle als Klassenlehrperson besetzt werden konnte. «Bis dahin hatten die zuständigen Schulleitungen schlaflose Nächte. Die Besetzung ist für uns eine grosse Erleichterung», hält Katrin Kurtogullari-Rentsch fest.
Um die offenen Stellen zu besetzen, habe sich die Schule proaktiv auf die Suche nach Lehrpersonen machen müssen und auf kreative Lösungen zurückgegriffen. «Einige Pensen wurden aufgeteilt, zudem wurden Quereinsteigende und Studierende angestellt.» Das bisherige Lehrpersonal sowie die Schulleitungen seien nun gefordert, diese bestmöglich zu unterstützen und so die nötige Unterrichtsqualität zu gewährleisten. Für das weitestgehend entgegengebrachte Verständnis der Eltern und Erziehungsberechtigten ist Katrin Kurtogullari-Rentsch sehr dankbar. «Letztlich geht es um das Wohl der Kinder, da müssen alle miteinander arbeiten.» Die Besetzung der offenen Stellen bezeichnet sie «nicht als perfekte, aber als gute und tragbare Lösung».

Gleiches Problem in Jegenstorf
Mit dem Lehrpersonenmangel hat man auch an den Schulen Jegenstorf zu kämpfen, und dies an allen Klassenstufen. «Es war eine extrem grosse Herausforderung, die freien Stellen zu besetzen», so Rolf Frauchiger, Gesamtschulleiter der Schule Jegenstorf. Dies sei zwar gelungen, doch auf die ausgeschriebenen Stellen seien kaum Bewerb­ungen eingegangen. «Eine Lehrperson im Zyklus 3 ist nicht als solche ausgebildet und zwei Studierende der PH Bern, die sich im letzten Jahr der Ausbildung befinden, teilen sich die Stelle als Klassenlehrperson», führt er weiter aus. Rolf Frauchiger ist ebenfalls sehr erleichtert darüber, dass alle offenen Stellen besetzt werden konnten. «Künftig werden wir offene Stellen bereits im Januar oder Februar ausschreiben müssen, alles danach scheint zu spät zu sein.»

Gefühl der Ohnmacht an der Primarschule Kirchberg
Dass auf ausgeschriebene Stellen kaum Bewerbungen eingehen, kennt auch Simona Cattaneo, Co-Schulleiterin der Primarschule Kirchberg, bestens: «Bei uns gab es den Fall, dass auf eine ausgeschriebene Stelle ganze 81 Tage lang keine einzige Bewerbung ein­ging.» Dies habe sie und Co-Schulleiterin Brigitte Römer stark beschäftigt. «Zudem sind die Forderungen der Bewerbenden teils nicht so einfach zu erfüllen. Man sucht dann nach kreativen Lösungen, will die gewünschten Arbeitstage der sich bewerbenden Lehrpersonen berücksichtigen, trifft Abklärungen, nur um dann aufgrund der grossen Nachfrage nach Lehrpersonen eine Absage zu erhalten», so Simona Cattaneo. Dies sei einerseits sehr zeitraubend, andererseits gebe es einem das Gefühl von Ohnmacht.
An der Primarschule Kirchberg konnten schliesslich dennoch alle offenen Stellen mit ausgebildeten Lehrpersonen besetzt werden, was laut Simona Cattaneo sicher auch mit einer Portion Glück zu tun habe.
Eine weitere Herausforderung sieht sie allerdings bei allfälligen Ausfällen von Lehrpersonen. «Wir mussten teils sehr proaktiv nach Lehrpersonen suchen und gewisse Stellen auf mehrere Personen aufteilen. Dies hat zur Folge, dass, bei einem Ausfall einer Lehrperson potenzielle Stellvertreter/innen nicht mehr verfügbar sind, da wir sie bereits beschäftigen.
Der Blick auf die drei Schulen aus der Region zeigt, dass die Herausforderungen für das Schulwesen nicht abnehmen. Es ist beeindruckend, mit welchem Engagement die Schulleitungen mit ihren Teams diese jedoch bewältigen.

Joel Sollberger

 


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