Älteste Lyssacherin feierte ihren 105. Geburtstag

  19.09.2023 Aktuell, Lyssach, Kirchberg, Foto, Gesellschaft

Im Restaurant des Seniorenzentrums Emme in Kirchberg warteten am Donnerstag, 14. September 2023, Gemeindevertretende und Familienangehörige auf Margrit Galli. Dann öffneten sich die Lifttüren und die Jubilarin wurde im Rollstuhl hereingefahren. Ihre Beine und Füsse haben sie während mehr als einem Jahrhundert durchs Leben getragen und sind jetzt müde. Doch die Frau, die den Gästen freundlich zulächelte, hat einen wachen Blick, ein verschmitztes Lächeln und eine zufriedene Ausstrahlung. Sie war festlich gekleidet und schön frisiert, denn sie feierte an diesem Tag ihren 105. Geburtstag. Unterstützt durch eine Hörhilfe erklärte sie sich spontan bereit für ein kurzes Interview mit der «D’REGION».

Ein Leben geprägt von Arbeit
Margrit Galli wuchs in Gambach bei Rüschegg BE auf. Der Bauernfamilie wurden zwei Mädchen und ein Junge geschenkt, Margrit Galli war die Ältes­te. Nach dem Tod der Mutter kamen vier Halbgeschwister dazu, um die sich das Mädchen nach dem Schulunterricht kümmerte. Nach Ende der Schulzeit arbeitete Margrit Galli in einer Pension im Welschland, wo sie die französische Sprache erlernte. Später führte sie den Haushalt einer Arztfamilie. Ihre Arbeitgeberin animierte sie, ihre Fähigkeiten in der Küche mit einer Kochlehre zu perfektionieren. Sie fand im Hotel Sternen Muri eine Lehrstelle. Nach abgeschlossener Ausbildung arbeitete Margrit Galli in verschiedenen Gasthöfen, zuletzt in der Taubstummenanstalt Münchenbuchsee. Auf die Frage, ob sie so progressive Eltern gehabt habe, dass sie trotz zahlreicher jüngerer Geschwister eine Ausbildung machen durfte, antwortete sie mit einem verschmitzten Lächeln: «Ich ging einfach!»
Mit 26 Jahren heiratete Margrit Galli und lebte danach auf verschiedenen Gutsbetrieben, immer dort, wo ihr Mann arbeitete. Dem Ehepaar wurden zwei Söhne geschenkt. Neben dem Haushalt kochte die aktive Frau weiterhin als Aushilfe in Münchenbuchsee. 1945 kaufte das Ehepaar Galli das Birchi in Lyssach, einen kleinen Bauernbetrieb, den Margrit Galli führte, während ihr Mann auswärts arbeitete. Als Beweis, dass sie die Kühe selbst gemolken hatte, zeigte sie stolz ihre Melker-Daumen. Neben der Arbeit auf dem Bauernbetrieb kochte sie für Private an Taufen, Konfirmationen und anderen festlichen Anlässen. Wer weiss, ob sie möglicherweise die Erfinderin des «Caterings» ist?

Zwei Drittel des Lebens im Birchi in Lyssach verbracht
Margrit Galli wohnte fast 70 Jahre in Lyssach. Als der Alltag beschwerlicher wurde und sie Unterstützung benötigte, zog sie im Alter von 93 Jahren ins Seniorenzentrum Emme in Kirchberg. Für die Lyssacher Gemeinderätin Ressort Alter und Soziales, Corinne Lehmann, war es klar, dass die ältes­te Lyssacherin gefeiert wird. Sie und der Gemeinderatspräsident Andreas Eggimann wollten persönlich mit Margrit Galli anstossen und ihr Glück und gute Gesundheit wünschen. Corinne Lehmann hatte ein Apéro organisiert, denn sie wusste von Margrit Gallis Vorliebe für Salziges. Vor Jahren hatte sie diese anlässlich eines Geburtstages zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Die Jubilarin hatte mit einem spitzbübischen Lächeln gesagt: «Ich hätte aber lieber belegte Brötchen und Sauser.» Bei der Feier waren auch Familienangehörige und Carola Schaad, die Geschäftsführerin der Seniorenzentrums Emme, anwesend.
Margrit Galli hat gerne aus ihrem Leben erzählt. Obwohl ihr Geburtstag mit Besuchen, Telefonaten und Gratulierenden anstrengend war, nahm sie sich Zeit für eine Unterhaltung. Herzlichen Dank dafür und weiterhin viele schöne Erlebnisse im Alltag wünscht
«D’REGION».

Helen Käser

 


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