Die Faszination Tiny House
06.11.2024 Region, Gesellschaft, AktuellDie neue «SRF DOK»-Serie «Tiny Houses – Traum oder Hype?» des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) beschäftigt sich mit Menschen, die von einer herkömmlichen Wohnweise in sogenannte Tiny Houses umziehen. Dabei begleitete das Filmteam unter der Regie von Michèle Sauvain Menschen von der Planung des neuen Heims bis hin zur Umsetzung. Zwei dieser Personen, die dabei von den Kameras bei ihrem Vorhaben begleitet wurden, sind der Emmentaler Christian Gerber und seine Freundin Pascale Perrin.
Weniger kann mehr sein
Die Idee, ein Tiny House zu bauen und in diesem letztlich auf kleinem Raum zu wohnen, bezeichnet der in Hasle bei Burgdorf aufgewachsene Lehrer und Lastwagenfahrer als «längeren Prozess». «Ich interessierte mich schon immer für andere Wohnformen wie beispielsweise Jurten, die mich faszinieren. Da ich durch meine Tätigkeit als Chauffeur eine Verbindung zu Wagen habe und es uns praktischer erschien, entschieden wir uns dazu, das Tiny House auf dem Fahrgestell eines ehemaligen Zirkuswagens zu bauen», hält er fest. Die Entscheidung, die eigenen vier Wände mit einem «Mini-Haus» bewusst zu verkleinern, wurde auch durch die Philosophie der beiden geprägt. «Ich machte mir Gedanken über den Wohlstand in der Gesellschaft, den verschwenderischen Lebensstil und die materialistische Wegwerfgesellschaft», erläutert der Emmentaler. «Mir ist bewusst, dass ich mit dem Leben im Tiny House nicht die Welt verändern kann, jedoch sehr wohl meinen Lebensstil. Durch die Lebensweise in einer solchen Kleinwohnform und einem bewussteren Umgang mit Ressourcen im Allgemeinen kann ich meinen eigenen Fussabdruck verringern», erklärt Christian Gerber seine Motivation. Weniger könne folglich auch mehr sein.
Die Zusammenarbeit mit SRF
Der Kontakt mit SRF kam vor rund drei Jahren zustande. Die Regisseurin Michèle Sauvain suchte nach Menschen, die ein Tiny House bauen wollten und die sie dabei von Anfang an mit ihrem Kamerateam begleiten konnte. Durch den Verein Kleinwohnformen Schweiz kam sie mit Christian Gerber und seiner Freundin Pascale in Kontakt. «Das Filmteam begleitete uns schliesslich während den vergangenen drei Jahren bei unserem Projekt», so der begabte Handwerker. Die Zusammenarbeit empfand er als sehr angenehm. Dass beim Bauprozess stets eine Kamera mit von der Partie war, störte den 60-Jährigen nicht. «Das Kamerateam ging sehr diskret vor, zudem lernt man sich mit der Zeit auch kennen. Der Fokus der Dokumentation liegt zudem auf der Sache. Es geht schliesslich auch darum, für das Thema ‹Tiny House›, zu sensibilisieren.» Christian Gerber erhofft sich von der «DOK»-Serie, die Gesellschaft wie auch die Behörden für die Thematik sensibilisieren zu können. Gerade die Stellplatz-Suche gestalte sich teilweise als sehr herausfordernd.
Am vergangenen Freitag wurde der erste Teil der dreiteiligen «DOK»-Serie auf SRF1 ausgestrahlt. Wer wissen möchte, ob der Bau von Christian Gerbers Tiny House von Erfolg gekrönt war, wie sich das Projekt auf sein Leben ausgewirkt hat und ob er für seine bescheidenen vier Wände ein passendes Plätzchen gefunden hat, sollte an den beiden kommenden Freitagen, 8. und 15. November 2024, um 21.00 Uhr unbedingt den Fernseher einschalten. «Ich würde wieder mitmachen bei der Serie», lautet das Fazit von Christian Gerber, so viel sei verraten.
Joel Sollberger