Ein Erfolgsduo aus der Region

  30.07.2024 Sport, Fraubrunnen, Hettiswil, Aktuell

Voltigieren nennt sich die Sportart, in der Reitsport und Turnsport zusammentreffen und so auf dem Rücken eines Pferdes atemberaubende Figuren und beeindruckende Elemente geturnt werden. Voltige ist die grosse Leidenschaft von Syra Schmid (26) aus Fraubrunnen und Zoe Maruccio (28) aus Hettiswil. Eine Leidenschaft, welche dem Duo an der Heim-WM in Bern vom 16. bis 21. Juli 2024 den Vizeweltmeistertitel in der Pas-de-deux-Kategorie einbrachte.

Grosse Emotionen, dennoch schwierig zu realisieren
Rund eine Woche nach dem Triumph ist es für Syra Schmid und Zoe Maruccio noch immer schwierig zu realisieren, was sie in der PostFinance Arena erreichen konnten. «Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl, verbunden mit grossen Emotionen. Doch so richtig realisiert haben wir wohl noch nicht, was uns gelungen ist», sind sich die beiden einig. Platziert auf dem dritten Zwischenrang, ging das Duo in die Finalkür, wo den Athletinnen ein starker Auftritt gelang. Auch wenn der Fokus während der Kür klar auf dem Gegenüber und dem Pferd Latino lag, bemerkten sie, dass ihnen eine gute Kür gelang. «Dennoch war es für uns eine riesige Überraschung, dass es dann schlussendlich gar für die Silbermedaille reichte», erzählt Syra Schmid. «Alleine mit der Teilnahme an der Heim-WM haben wir ein grosses Ziel erreicht. Dass wir nun noch den Vizeweltmeistertitel gewinnen konnten, ist unglaublich», ergänzt Zoe Maruccio. Da die Weltmeisterschaft praktisch vor ihrer Haustüre stattfand, konnten die Lokalmatadorinnen ihren Erfolg auch mit vielen bekannten Gesichtern, seien es Familie, Freunde, Bekannte oder Vereinskolleginnen und Vereinskollegen von Voltige Mooshof gebührend feiern. «Wir sahen so viele bekannte Gesichter und wurden so toll unterstützt. So waren wir nach dem Erhalt der Medaillen sehr emotional, als wir mit unserem Umfeld auf den Triumph anstossen konnten», halten die beiden fest.

Eine enge Freundschaft
In der Pas-de-deux-Kategorie sind es jeweils zwei Personen, die gemeinsam auf einem Pferd, im Fall von Syra Schmid und Zoe Maruccio auf dem 17-jährigen Latino von Michael Heuer, ihre Elemente präsentieren. Da man zu zweit agiert, ist gegenseitiges Vertrauen extrem wichtig. Dieses ist bei den beiden Freundinnen gegeben, sie verstehen sich auch abseits des Pferdestalls und der Manege sehr gut. «Im Jahr 2008 begannen wir in derselben Gruppe mit dem Voltigieren. Wir verstanden uns auf Anhieb und haben schon früh davon gesprochen, dereinst im Doppel gemeinsam anzutreten», erinnert sich Syra Schmid. Im Jahr 2012 war es dann so weit. «Die Freundschaft kommt uns natürlich entgegen, schliesslich ist eine gute Kommunikation wichtig. Zudem gilt es, in einer perfekten Harmonie und als Team auf dem Pferd zu turnen», weiss Zoe Maruccio.

Eine Kombination aus verschiedenen Elementen
Voltige beinhaltet ganz viele verschiedene Elemente. Nebst der erwähnten Freundschaft, wenn man als Duo agiert, nehmen auch das Pferd selbst und der Longeur, der das Pferd im Kreis durch die Manege führt, wichtige Rollen ein. Damit überhaupt Turn­elemente auf dem Pferd aufgezeigt werden können, müssen diese erlernt werden, was wiederum mit Physis, Ausdauer und Kondition verbunden ist. Syra Schmid fand denn auch durch das Kunstturnen zum Voltige. «Ich ging als Kind einige Jahre ins Kunstturnen und kam dann durch meine beiden älteren Schwestern auf das Voltige.» Bei Zoe Maruccio stand das «gewöhnliche» Reiten am Anfang, ehe sie durch ihre Grossmutter auf das Voltigieren aufmerksam gemacht wurde. Angesprochen auf ihre Leidenschaft, kommen die beiden ins Schwärmen: «Mit Blick auf das Kunstturnen mag ich es, dass wir als Team agieren. Zudem kann man sich künstlerisch ausleben und entfalten. Man ist, gerade im Vergleich zum Kunstturnen, relativ frei und es sind weniger enge Grenzen gesetzt», hält Syra Schmid fest. «Hinzu kommen mit der Musik tänzerische Elemente, was das Voltigieren zu einer tollen Kombination aus verschiedenen Elementen macht. Letztlich steht aber immer das Pferd im Mittelpunkt», so Zoe Maruccio.

Viel Übung nötig
Die beiden Vizeweltmeisterinnen haben bereits in jungen Jahren mit dem Sport angefangen und zahlreiche Stunden auf dem Pferd verbracht. Doch wie übt man solch waghalsige Turnelemente auf dem Pferd? «Seit zwei, drei Jahren haben wir eine ähnliche Kür, die wir verfeinern oder ergänzen. Neue Elemente werden dabei zuerst am Boden geübt. Mit etwas Sicherheit geht es dann auf das sogenannte ‹Movie›, ein Holzpferd, worauf sich das echte Voltigieren simulieren lässt. Stürzt man da, fällt man einigermassen angenehm auf die weiche Turnmatte», schmunzelt Zoe Maruccio. Zweimal wöchentlich trainieren die beiden rund eine Stunde auf dem Pferd. «Hinzu kommt die Vorbereitung und Pflege des Pferds, wodurch aus einer Reitstunde schnell einmal ein Zeitaufwand von über zwei Stunden entstehen kann», präzisiert Syra Schmid. Einzeln und in Eigenregie feilen die beiden an Fitness und Kondition. Die Trainingsplanung erfolge bei ihnen ziemlich flexibel. Zoe Maruccio befindet sich im Praxisjahr als Tiermedizinstudentin, Syra Schmid arbeitet als Physiotherapeutin und studiert nach dem Bachelorabschluss nun im Master. «Es gilt, den Sport mit dem Privaten und dem Beruflichen unter einen Hut zu bringen«, so die beiden.

Gelassen in die Zukunft
Nach der Krönung ihrer bisherigen Karriere stellt sich die Frage nach der Zukunft und den gesetzten Zielen. «Wir streben mit Blick auf die Weltcupfinals in Basel eine Top-3-Platzierung an», sagt Syra Schmid. Doch Druck mache man sich deswegen nicht. Das Erfolgsduo blickt gelassen in die Zukunft. Letztlich steht die Leidenschaft und Pferd Latino im Vordergrund, denn für beide ist klar: «Wenn Latino sich aus dem Sport verabschiedet und in seine wohlverdiente Rente geht, werden auch wir mit dem Sport in diesem Ausmass aufhören. Wir möchten nicht auf ein neues Pferd setzen.» Die Aussage verdeutlicht die Tierliebe und Leidenschaft von Syra Schmid und Zoe Maruccio. Eine Leidenschaft, die mit dem Erfolg des Vizeweltmeistertitels belohnt wurde.

Joel Sollberger


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