Ein letztes Mal «Kerzenziehen mit Esther und Hans»
19.12.2024Während 21 Jahren war das Kerzenziehen mit Esther Badertscher und Hans Tanner in Rüegsau das regionale Mekka für Jung und Alt, die ihre Hingabe
beim Herstellen wunderschöner Kerzen lebten.
Zum letzten Mal wurden die Fässer
mit Stearin in diversen Farben geheizt und wie alle Jahre vorher war mit etwa 30 gleichzeitig anwesenden Personen «Full House» (so Hans) in der zur
Werkstatt umfunktionierten Gartenlaube neben dem Bauernhaus.
«Es sind gesundheitliche Gründe, die uns zum Aufhören bewegten», erklärt Hans. Es ist spürbar, dass dieser Schritt für ihn und Esther nicht ganz leicht war. Esther habe ihn, den Schlosser, damals mit dem Kerzenziehen-Virus angesteckt, seither würden sie diese Leidenschaft teilen, mit der sie zum Team wurden: Esther als fantasievolle, begabte Künstlerin, Hans als Raumgestalter «zuständig fürs Technische», wie er lachend betont. Das Bedauern darüber, dass die beiden aufhören, kommt im Gespräch mit den Menschen am heissen Wachstopf zum Ausdruck und meist endet es in einer herzlichen Laudatio und mit einem grossen Merci für die lange Zeit. «Sie waren eine Institution», meinte ein Besucher. Ein anderer schwärmte von der Geduld mit den Jüngsten. Und wenn denen «mal öppis abverheit, so isch es Kunscht», waren sich Hans und Esther immer einig. Sie verhalfen so den Kleinen am Wachstopf zu Mut und Kreativität.
Vereine, Firmen und Schulen zu Gast
Etwa 16 Tonnen Paraffin / Stearin in 12 Farben wurden während 21 Jahren von einigen Tausend Personen zu Kerzen mit Leuchtkraft verarbeitet. Aus Resten, die beim Dekorieren unter Esthers Anleitungen entstanden sind, und aus allem «Abverheite» wurden neue, farblich faszinierende Kerzen gegossen. Gruppen, Firmen, Vereine und Schulen werden die Werkstatt, die umsichtige Betreuung, die bereitgelegten Tüechli, die T-Shirts als Kleiderschutz und den Ideenreichtum von Esther vermissen. Das Team Esther und Hans garantierte Brauchtum und Tradition. Beides wird weiter eine Zukunft haben, auch wenn die «Passion» von Esther und Hans beendet sein wird.
Sylvia Mosimann