Kirchberg wählt eine neue Exekutive
29.10.2024 Kirchberg, Politik, Gesellschaft, AktuellAm 24. November 2024 wählen die Kirchberger Stimmberechtigten eine neue Exekutive für die Legislaturperiode 2025–2028. Für die sechs zu vergebenden Gemeinderatssitze stehen dem Stimmvolk 21 Kandidierende, verteilt auf sechs Listen, zur Wahl. Davon treten mit Simona Blaser (SP), Yvonne Hartmann (SP), Daniel Schoder (FDP), Petra Elsaesser (FDP) und Bernhard Lippuner (Die Mitte) fünf Bisherige an. Es wird folglich mindestens ein neues Gesicht im Gemeinderat geben.
Die etablierten Ortsparteien verzichten auf einen Angriff auf das Amt des bisherigen Gemeinderatspräsidenten Andreas Wyss (FDP), der sich vor vier Jahren im zweiten Wahlgang gegen Walter Bütikofer (damalige BDP) durchsetzen konnte. Dennoch kommt es zu einem Duell um das Gemeinderatspräsidium. Lilly Anselmetti, die sich während der Coronapandemie politisch zu engagieren begann und dabei mit der Gruppierung «Stilles Stehen» gegen die Corona-Massnahmen des Bundes protestierte, fordert Andreas Wyss am 24. November 2024 heraus.
Aktuell lautet die Sitzverteilung im Kirchberger Gemeinderat mit dem siebten Sitz von Gemeinderatspräsident Andreas Wyss wie folgt: FDP 3 Sitze, SP 2 Sitze, Die Mitte 1 Sitz und SVP 1 Sitz.
SVP Kirchberg-Bütikofen
Jörg Baumann, Präsident der SVP Kirchberg-Bütikofen, bezeichnet die SVP-Liste als ausgewogen. «Alle Kandidierenden sind kompetent und stehen für unsere Werte eigenverantwortlich, respektvoll und zielgerichtet ein», so Jörg Baumann. «Für das Vertrauen, welches uns die Bürgerinnen und Bürger entgegen bringen, werden sie nicht enttäuscht werden», verspricht er.
Die Gemeinde Kirchberg habe sich in den vergangenen Jahren besonders wirtschaftlich hervorragend entwickelt. «Dieser Trend soll unter Einbezug nachhaltiger und weitsichtiger Planung weitergeführt werden. Es gilt, die Interessen von Wirtschaft, Gewerbe und Landwirtschaft unter einen Hut zu bringen. Die Zuwanderung in unsere Gemeinde darf diesbezüglich als Bestätigung verstanden werden.» Handlungsbedarf sieht Jörg Baumann bei den Infrastrukturen für Sport- und Freizeitangebote. Diese gelte es den veränderten Umständen anzupassen. Durch umfassende familienergänzende Betreuungsangebote soll Kirchberg laut Jörg Baumann eine attraktive Wohngemeinde bleiben.
Damit dies gelingt, setzt die SVP Kirchberg-Bütikofen auf Sachpolitik. «Die Entwicklung der Gemeinde Kirchberg kann nicht im Alleingang durch eine Partei geprägt werden.» Ein Parteigerangel auf Stufe Gemeinde sei nicht zielführend. Die SVP setze sich für das Wohlergehen und die Sicherheit der Kirchberger Bevölkerung und aller Altersgruppen ein. Mit einer weitsichtigen Politik sollen zudem die Gemeindefinanzen auf Kurs gehalten werden.
GLP / EVP Kirchberg
«Unser Ziel ist es, den Wähleranteil erneut zu steigern. Wir wollen unsere kompetente Arbeit in den Kommissionen weiterführen, streben aber auch einen Sitz im Gemeinderat an», halten Lucas Bremgartner, Präsident der EVP Kirchberg, und Urs Rohner, GLP Kirchberg, fest.
Einen grossen Handlungsbedarf sehen die GLP und die EVP bei den Finanzen. «Der neue Schulcampus, die Sanierung der ‹Badi› sowie die Sanierung von Strassen und Werkleitungen müssen gleichzeitig finanziert werden. Dabei soll jedoch die Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommen», erläutert Lucas Bremgartner. Daher setzen sich die GLP und die EVP Kirchberg für tragbare Lösungen und einen verantwortungsvollen Umgang mit den Steuern ein.
Kernthemen der GLP und der EVP Kirchberg seien der schonungsvolle Umgang mit der Natur, das nachhaltige Bauen sowie der sinnvolle Einsatz von erneuerbaren Energien. «Ein familienfreundliches und generationenverbindendes Kirchberg ist unser Ziel. Ebenso Investitionen in Tagesschulen und Kitas.» Die zur Wahl stehende Liste enthalte kompetente Kandidierende, die durch ihre beruflichen Qualifikationen zu überzeugen wüssten, so Lucas Bremgartner weiter. «Zudem haben wir das Herz am rechten Fleck und stehen für eine ehrliche, konstruktive und faire Politik. Als kleine Parteien bündeln wir unsere Kräfte. So kann der Wille unserer Wählerinnen und Wähler in der Tagespolitik umgesetzt werden.»
SP Kirchberg
Die Zielsetzung der SP für die Gemeindewahlen ist klar: «Die zwei Sitze sollen verteidigt werden», so Marc Dummermuth, Vertreter der Ortsgruppe Kirchberg.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Dummermuth bei den nach wie vor gefährlichen Wegen und Strassen. «Mittels Temporeduktionen und der Erweiterung der Begegnungszone sollen hier zeitnah signifikante Verbesserungen erzielt werden.» Die SP setze sich zudem wie bisher stark für die Entwicklung und Bildung der Kinder ein. Dies soll durch den Erhalt und den Ausbau von familienergänzenden Betreuungsplätzen, des Tagesschulangebots, der Jugend- und Schulsozialarbeit sowie durch die Realisierung des Projekts «Campus25+» gewährleistet werden. «Die SP setzt sich dafür ein, dass Kirchberg auch in Zukunft ein von Lebensqualität in allen Belangen geprägtes Dorf bleibt», so Marc Dummermuth. «Weiter stehen wir für eine nachhaltige Energieproduktion, den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen sowie für Chancengerechtigkeit für alle Geschlechter ein.»
Die SP vertritt laut Marc Dummermuth als einzige Partei die Interessen der Arbeitnehmenden und Mieterinnen und Mieter im Gemeinderat. «Auf unserer Wahlliste befinden sich durchwegs motivierte Kandidierende, die sich gerne für das Gemeinwohl engagieren.»
FDP Kirchberg
Die FDP Kirchberg erzielte vor vier Jahren ein gutes Resultat, sowohl im Gemeinderat, in den Kommissionen als auch beim Gemeinderatspräsidium. «Dieses gute Resultat wollen wir nun bestätigen», so Peter Hügli, Präsident der Ortspartei.
Für die nächsten vier Jahre will die FDP die Gemeindeautonomie Kirchbergs erhöhen: «In der Praxis zeigt sich, dass sowohl Gemeinden als auch Bürgerinnen und Bürger aufgrund ineffizienter kantonaler Verwaltungen teilweise mehrere Jahre auf einen Entscheid oder eine Bewilligung warten müssen. Als Beispiel sei das Regierungsstatthalteramt erwähnt. Zentralisierungen sind nicht immer die beste Lösung», erläutert Peter Hügli. Mehr Gemeindeautonomie könne so beispielsweise im Bauwesen Verzögerungen verhindern. «Zudem wollen wir sicherstellen, dass die Gemeindefinanzen trotz hohem Investitionsbedarf stabil bleiben.»
Kirchberg soll in der Region ein lebendiges und sichtbares Zentrum sein. «Wenn die FDP Kirchberg den Werkhof 2015 ohne Mantelnutzung nicht ‹versenkt› hätte, gäbe es die Energiewende in Kirchberg mit drei grossen Wärmeverbünden, heute sicher nicht. Wir sind zudem die treibende Kraft, Schulanlagen im Zentrum im Rahmen einer aktiven Zentrumsplanung zu realisieren, so dass zusätzliche Attraktivität für Bewohnende und Gäste entsteht», hält Peter Hügli fest. Die FDP sei weiter ein verlässlicher Partner für das Gewerbe. Die Partei setze sich für die Schaffung und die Erhaltung von Arbeitsplätzen ein. «Ein attraktives Kirchberg für alle Generationen benötigt auch ein starkes Gewerbe.»
Die Mitte Kirchberg
Die Mitte Kirchberg setzt laut Präsident Bernhard Lippuner bei ihren Kandidierenden für den Gemeinderat sowie für die Kommissionen auf sehr geeignete Personen. «Wir konzentrieren uns mit Blick auf die Gemeindewahlen darauf, den Erhalt unseres Gemeinderatssitzes zu sichern», so Bernhard Lippuner weiter.
Für die Zukunft strebt die Mitte laut dem Präsident der Ortspartei Kontinuität an, damit die Herausforderungen der Finanzen, des Schulraumbedarfs und der generellen Infrastruktur gemeistert werden können. «Wir werden uns bei der Gestaltung des Projekts ‹Campus25+› intensiv einbringen. Auch betreffend Verkehr möchten wir dahingehend Einfluss nehmen, dass die Bevölkerung geschützt wird und der motorisierte Verkehr entsprechend gelenkt. So unterstützen wir beispielsweise die Erweiterung der Begegnungszone im Unterdorf», erläutert Bernhard Lippuner. Besonderes Gewicht legt die Mitte Kirchberg zudem auf den Generationenplan. «Mit einer schlagkräftigen und kompetenten Gruppe wollen wir unsere Ziele erreichen.»
«Stilles Stehen»
Erstmals zu einer Gemeindewahl tritt die Gruppierung «Stilles Stehen» an. Sie entstand im Verlauf der Coronapandemie, als sie gegen die Massnahmen des Bundes protestierte. Jetzt soll der Eintritt in die Kirchberger Exekutive gelingen. Dafür setze man laut Lilly Anselmetti auf eine familienfreundliche Politik. «André Saile und ich haben beide eine Familie, kommen aus der Mitte der Bevölkerung und hören Kinder wie auch Eltern an.»
In Zukunft will «Stilles Stehen» den Standort Kirchberg durch Fortschritt und den Ausbau moderner, nachhaltiger Technologien noch attraktiver machen. «Die Steuern sollen gesenkt werden, um die Familienbudgets zu entlasten», so Lilly Anselmetti. Parallele Schulangebote sollen den Eltern zudem eine freie Schulwahl ermöglichen.
Weiter seien der Service für die Bürgerinnen und Bürger zu vereinfachen und Kosten zu senken. Besonders am Herzen liegen der Gruppierung «Stilles Stehen» laut Lilly Anselmetti die Bildung sowie die Familien. Das Bildungsniveau und die Schulen seien zu verbessern. «Weiter setzen wir uns für das freie Leben von Familien in einer gesunden, umweltfreundlichen Umgebung auf demokratischer Basis ein.»
Duell um das Gemeinderatspräsidium
Anders als die Ortsparteien entschied sich Lilly Anselmetti dafür, Andreas Wyss bei der Wahl um das Gemeinderatspräsidium herauszufordern. «Die Menschen sollen ihre Selbstverantwortung wahrnehmen können, einander zuhören und in Eigenverantwortung handeln. Dahingehend möchte ich ein Vorbild für unsere Bürgerinnen und Bürger sein, um ihnen den Weg zur Mitwirkung zu ebnen. Ich stehe für ein Kirchberg ein, das für uns alle lebens- und liebenswert ist», begründet sie ihre Kandidatur.
Der bisherige Gemeinderatspräsident Andreas Wyss zeigt sich nicht überrascht, dass er herausgefordert wird: «Lilly Anselmetti hat bereits bei den vergangenen Grossratswahlen kandidiert. Da war zu erwarten, dass sie sich auch auf Gemeindeebene engagieren möchte», hält er fest. Dass es nun zu einem Duell kommt, sieht Andreas Wyss positiv. «Es zeigt die Stärke unseres demokratischen Systems. Alle haben die Möglichkeit, für ein Amt zu kandidieren.»
Dass er selbst wieder antreten würde, war für Andreas Wyss klar. «Die politische Arbeit in der Gemeinde macht mir Freude und ist enorm spannend und motivierend. Im Gemeinderat haben wir in der aktuellen Legislatur grössere und kleinere Projekte anpacken können, an denen ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen gerne weiterarbeiten will. Zudem schätze ich den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen. Darum stelle ich mich gerne für eine weitere Legislatur zur Verfügung.»
Joel Sollberger