Der Neubau des Hallenbads als grosses Thema

  17.12.2024 Burgdorf

Das Hallenbad Burgdorf wurde vor 50 Jahren, im Jahr 1974, eröffnet. Seither wird es intensiv genutzt. Im vielseitigen Angebot stehen Kinder- und Erwachsenenschwimmkurse, Wasserfitnesskurse, eine Fitness- und eine Wellnessanlage. Die Eingliederung von verwandten Angeboten wie einer Physiotherapie gehört ebenfalls zur Strategie des Hallenbads. Dank einem breiten Angebot und mit rund 200 000 Kundinnen und Kunden wirtschaftet das Hallenbad als eines der wenigen schweizweit erfolgreich.
Tatsache ist, dass die bauliche Substanz erhebliche Mängel aufweist, was zwei unabhängige Zustandsuntersuch­ungen festgestellt haben. Mit dem Neubau sollen die heute schon knappen Wasserflächen um ein zusätzliches Becken für Schwimmkurse erweitert und ein Kleinkinderbereich geschaffen werden. Die Anforderungen an eine hindernisfreie Nutzung und die Betriebssicherheit sind in der Planung ebenfalls von Bedeutung.
Unter der Leitung der Stadtentwicklung und in Zusammenarbeit mit der Hallenbad AG wurde eine Standort­evaluation mit integrierter Machbarkeitsstudie durchgeführt. Mit dieser Aufgabe wurde das Architekturbüro Maurus Frei aus Zürich betraut. Dabei kristallisierte sich der heutige Standort als der geeignetste für einen Neubau  heraus.

Der evaluierte Standort «HABA Plus»
Der evaluierte Standort «HABA Plus» ist der aktuelle Parkplatz des Hallenbads. Mit dieser Lösung kann das alte Hallenbad so lange betrieben werden, bis das neue steht. Die Parkplätze werden eine Etage tiefer in eine Einstellhalle verlegt. Somit bleibt die gute verkehrstechnische Anbindung weiterhin gewährleistet. Die Parzelle gehört der Stadt und die Umsetzung des Vorhabens kann zonenkonform erfolgen. Es sind also keine raumplanerischen Verzögerungen zu erwarten. Die Finanzdirektion, Bereich Immobilien, äusserte sich positiv zum Vorhaben, da mit dem neuen Standort Synergien zwischen dem Freibad und dem Hallenbad möglich sind. Sie strebt eine Weiterführung des Freibadbetriebs durch die Hallenbad AG mittels Leistungsvereinbarung an. Mit dem Neubau an diesem Standort kann zudem die nötige Erweiterung der Schulanlage Pestalozzi in Betracht gezogen werden.
Auch eine Nachhaltigkeitsbeurteilung wurde gemacht. Dazu gehören die Bereiche Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Hallenbad hat eine wichtige Funktion in der Gesundheitsförderung, der Integration und als sozialer Treffpunkt. Aus wirtschaftlicher Sicht können die Synergie-Effekte und die Kollaboration mit weiteren Gesundheits- und Sportanbietern hervorgehoben werden. Der Neubau steigert die Standortattraktivität der Stadt. Betreffend Umwelt stehen gewisse Fragen im Raum. Es ist unbestreitbar, dass  mit einem beachtlichen Ressourcenverbrauch gerechnet werden muss. Die Stadt will mit einer geeigneten Umsetzung der Biodiversität, der Verkehrssituation und der Luftqualität diesem Thema besondere Beachtung schenken. «Mit Massnahmen wie einer qualitativ hochwertigen Dach- und Fassadengestaltung, Photovoltaik-Nutzung oder einem umfassenden Mobilitätskonzept kann die Nachhaltigkeit gefördert werden», so eine Erklärung dazu.

Hallenbad im Stadtrat
Wenige Stunden vor Beginn der Stadtratssitzung erhielten die Mitglieder des Stadtrats (SR) einen Abänderungsantrag der Fraktionen FDP, Die Mitte und SVP / EDU. Anstelle der gewünschten Aktienkapital-Erhöhung um 1 Million Franken bevorzugten sie ein zinsloses Darlehen desselben Betrags. Vielen SR war es unmöglich, diese Änderung in so kurzer Zeit zu überdenken und zu besprechen. Nach umfassenden Diskussionen im Rat bot SR-Präsidentin Anette Vogt mit einer Sitzungspause die Möglichkeit zum fraktionsinternen Gespräch.
Stadtpräsident Stefan Berger schlug danach vor, den Abänderungsantrag dahingehend anzupassen, dass ein Darlehen später bei Bedarf in Aktienkapital umgewandelt werden könnte, was in der Fachsprache als «Wandelanleihe» bezeichnet wird. Mit dieser Anpassung entschied sich der SR mit 23 Ja- gegen 16 Nein-Stimmen für den Abänderungsantrag.
Der SR bekannte sich schliesslich einstimmig für den Neubau des Hallenbads und für eine Wandelanleihe von 1 Million Franken zur Durchführung eines qualifizierten Verfahrens und zum erwarteten Finanzierungsbedarf der Hallenbad AG von 15 Millionen Franken. Auf der Zuschauertribüne wurde dieser klare Entscheid von Hallenbad-Vertretenden mit viel Applaus gewürdigt.

Orientierungen der Geschäfts­prüfungskommission
Für die Geschäftsprüfungskommission (GPK) informierte deren Präsident Yves Greisler. Die Resultate der Verwaltungskontrolle bei der Baudirektion wurden in einem Verwaltungskontrollbericht festgehalten und mit Handlungsempfehlungen ergänzt. Die GPK informiert als Datenschutz-Aufsichtsstelle den SR jährlich über ihre Tätigkeit. Der Datenschutz wurde im vergangenen Jahr nie infrage gestellt.

Einbürgerungstest und Verabschiedungen
An ihrer letzten Sitzung als Stadtratspräsidentin forderte Anette Vogt den GR und den SR mit einem verkürzten Einbürgerungstest heraus. Mit dem Handy war dies unkompliziert zu bewerkstelligen. Doch die Antworten fielen auch Politikern/-innen nicht immer leicht.
Anette Vogt gratulierte allen Wiedergewählten. Den nicht Wiedergewählten dankte sie für ihren Einsatz im Dienste der Stadt. Letztere wurden zusätzlich von ihren Fraktionen verdankt und verabschiedet.
Spezieller Dank ging an die langjährigen GR-Mitglieder, die nicht mehr zur Wahl angetreten waren. «Die Mitte»-GR Charlotte Gübeli schaffte ihre Wahl in den GR vor 12 Jahren als Quereinsteigerin als Mitglied der damaligen BDP. Als Vorsteherin der Sozialdirektion habe sie viel erreicht und wurde über die Parteigrenzen geschätzt, lobte SR Roger Aebi seine Parteikollegin. Sie war nicht nur Politikerin, sondern immer auch Mensch. Mit Wehmut verabschiedete sie sich aus ihrem Amt.
Der GLP-Politiker Christoph Grimm, der langjährige Erfahrungen als SR und Grossrat gesammelt hat, wollte nach acht Jahren im GR nicht mehr zur Wahl antreten. Er habe grosse Herausforderungen erlebt, beispielsweise die Coronapandemie mit der Einführung des Online-Unterrichts oder den Ukrainekrieg, der zur sofortigen Eröffnung von elf Willkommensklassen geführt habe. Es seien neue Spielplätze, Schulhäuser, ein Kindergarten, Schulprovisorien und Spraywände entstanden. Auch sein Nachfolger sei gefordert, denn weder die Schulraumproblematik noch der Lehrpersonenmangel seien behoben.
Zum Schluss ehrte der Vize-Stadtratspräsident Philipp Schärf (GLP) die abtretende Stadtratspräsidentin: Sie habe den SR mit Ruhe, Gelassenheit und Klarheit geführt. Bei ihrer Antrittsrede habe sie mit Humor und guten Ratschlägen gewünscht, dass nicht immer in Blöcken gedacht werde, sondern lebendige Diskussionen entstehen würden. Sie habe mit Herz und Seele die Stadt an vielen Anlässen vertreten und Jugendlichen die Politik nähergebracht. Es sei spürbar, dass in ihr ein Feuer für die Stadt brenne. Anette Vogt empfand ihr Amt als Bereicherung. In ihrem Amtsjahr habe sie die Vielfältigkeit der Stadt mit persönlichen Einblicken in verschiedene Organisationen geschätzt. Das Suchen von konstruktiven Lösungen und das mutige Engagement im SR hätten sie beeindruckt. Sie bedankte sich bei allen für die Unterstützung.


Helen Käser

 

Informationen aus dem Gemeinderat
Stadtpräsident Stefan Berger informierte über die Abstimmung im Grossen Rat, mit welcher der «Bildungscampus Burgdorf» eine knappe Absage bekam. Er antwortete auf diesen Entscheid mit zwei Motionen. Die erste fordert eine sofortige Realisierung des Erweiterungsbaus des Gymnasiums Burgdorf, die zweite verlangt, dass bis 2026 die Nachnutzung des Areals der Berner Fachhochschule festgelegt und kommuniziert wird. Berger erläuterte weiter, warum der getroffene Entscheid die Schulprobleme der Stadt nicht lösen könne. Eine Umnutzung des Gymnasiums Burgdorf als städtische Schule sei nicht zielführend, weil dies zeitlich erst ungefähr in den Jahren 2032 bis 2034 möglich wäre. Die Schulraumplanung gehe also weiter wie bisher.
Weiter erklärte Berger, der Gemeinderat (GR) habe auf die Petition betreffend Lamas und Alpakas auf dem Gsteig geantwortet. Die Interessengemeinschaft erhielt den negativen Entscheid und suchte daraufhin nach einer Lösung.
Die wiedergewählten Mitglieder des GR behalten ihre Ressorts. Elias Maier übernimmt das Ressort Soziales und Michael Ritter das Ressort Bildung.
GR Beatrice Kuster möchte, dass Vertreter/innen aller Fraktionen des Stadtrats (SR) in einer Begleitgruppe an der Schulraumentwicklung teilhaben. Wenn der Stadtrat in die laufenden Prozesse eingebunden werde, erhöhe dies die Akzeptanz.
Theophil Bucher freut sich, wie die Stadt klimatisch unterwegs ist. Mit dem Aussprechen des Klimanotstands 2019 hat der SR entschieden, die Stadtverwaltung und stadtnahe Betriebe bis 2030 auf Netto-Null CO2 zu senken. Um dieses ambitiöse Ziel zu erreichen, ist eine jährliche Reduktion von 9,1 Prozent nötig; erreicht wurden 20 Prozent in zwei Jahren. Theophil Bucher wird weiterhin jährlich informieren.


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