Im Kunstführer Emmental wird die Kulturmühle Lützelflüh als eine der schönsten Mühlen des Emmentals bezeichnet. Sie wurde 1821 erbaut. Bis ins Jahr 1970 wurde in der Mühle in Lützelflüh noch Korn gemahlen. Heute finden in der Kulturmühle Konzerte statt und die Räumlichkeiten können für private Anlässe gemietet werden. Im Mühlekanal drehen zwei Wasserräder. Das eine bewegt den Mühlstein, das andere die Knochenstampfe. Die Schaufeln des grossen Rades mussten im Jahr 2018 ausgewechselt werden. Auch das Holz des kleinen Rades war mit Wasser vollgetränkt und dadurch brüchig geworden. Ein neues Wasserrad wurde in Lützelflüh von der Probst Holzbau AG gebaut. Max Probst rechnet vor: 200 bis 400 Arbeitsstunden hat er für den Bau des neuen Rades aufgewendet. «Es ist aus einheimischem Eichenholz gebaut und hat einen Durchmesser von drei Metern. In der Breite misst das Wasserrad rund 46 Zentimeter», so Max Probst.

Installation erfordert viel Finger­spitzengefühl
Die Installation des Wasserrades bedingte von den Handwerkern Millimeterarbeit. Mithilfe eines Krans musste das Rad haargenau über dem Mühlebach justiert werden. Erst dann konnte in der Mitte des Wasserrades die sogenannte Kurbelwelle montiert werden. Zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer beobachteten am vergangenen Dienstag die Installation von der Holzbrücke aus und hielten das Geschehen mit dem Mobiltelefon fest. So auch Marianne Flückiger, die Präsidentin der Stiftung Kulturmühle Lützelflüh.
Monika Gfeller, Geschäftsleiterin der Kulturmühle Lützelflüh ist erleichtert, als das 1,5 Tonnen schwere Holzrad endlich Kontakt mit dem Wasser des Mühlebachs hat. «Ein schöner Anblick», sagt sie. Finanziert wurde die Restauration des kleinen Mühlerades mit Geldern des Lotteriefonds. «Wir haben den Ersatz des kleinen Mühlerades als Konzept beim Lotteriefonds eingereicht», so Monika Gfeller. Die Kulturmühle Lützelflüh erfüllt die Voraussetzungen für die Einreichung von ausgewählten Projekten. «Auch das grosse Mühlerad wird in rund fünf Jahren eine Restauration nötig haben», erklärt Monika Gfeller. Doch zuerst wird im Herbst noch die Fassade des Gebäudes neu verputzt und die Stützmauer im Barockgarten mit Berner Sandstein saniert. Die Umgebung der Kulturmühle ist mit Barockgarten, Barfussweg, Entenweiher und Spielplatz öffentlich zugänglich und lädt zum Verweilen ein.

Getreide wird nur noch einmal im Jahr gemahlen
«Herr behüt diese Mühle vor Sturm und Wind, und vor Gesellen die langweilig sind». Dieser Spruch steht im ersten Obergeschoss rechts beim Eingang zur Gruppenunterkunft. Nach rund 150 Jahren, in denen mithilfe von zwei Wasserrädern aus Getreide Mehl gemacht wurde, ist die Mühle in Lützelflüh seit mehr als 50 Jahren ein kultureller Begegnungsort und als Kulturmühle bekannt. «Nur noch einmal im Jahr, in der Regel am Samstag nach Auffahrt, am Schweizer Mühlentag wird hier gemahlen», erklärt Monika Gfeller. Als Kulturgut von Lützelflüh ist die Mühle weit über die Region hinaus bekannt. Die Stiftung Kulturmühle vermietet die Räume für Hochzeiten, Retraiten, Kurse und Sitzungen. Der Verein Kulturmühle ist verantwortlich für die kulturelle Tätigkeit und organisiert Konzerte und Ausstellungen. Nach der Sommerpause findet am 13. September 2024 ein Reggae- und Ska-Konzert mit Baspa Ricardo statt und Anfang Dezember gastieren Shirley Grimes und Hank Shizzoe in Lützelflüh.

Petra Schmid

www.kulturmuehle.ch